Geliebt, gehasst, verteufelt. Francois Baucher ist vor allem eins: hochkontrovers diskutiert. Das von Dr. med. vet. Robert Stodulka herausgegebene Buch enthält neben Bauchers „Methode der Reitkunst nach neuen Grundsätzen“ auch Stodulkas „Ein Zweites, sehr ernstes Wort an die Reiter dieser Welt“. Die Übersetzung von Bauchers Originalwerk befasst sich mit dessen erster Methode, für welche Baucher heute am Bekanntesten ist. Auch wenn dieses an vielen Stellen von Stodulka kommentiert wird ist es für den normalen Freizeitreiter wohl eher nur von historischem Interesse.
Um so interessanter wird es nun, wenn man die Entwicklung Bauchers betrachtet. Während seine erste Manier ob der zum Teil gewalttätigen Einwirkung mit Sporen, hauptsächlicher Nutzung des Innenzügels in der Wendung oder frühzeitiger Kandarennutzung von vielen abgelehnt wird, ist seine zweite Manier weitestgehend unbekannt, obwohl sie viele interessante Aspekte hervorhebt. Leider gibt es aus dieser Zeit nur einzelne Schriften und kein von Baucher verfasstes Gesamtwerk, was die historische Arbeit von Stodulka umso interessanter macht. In Kombination mit vielen die Anatomie exakt beschreibenden grafischen Darstellungen beschreibt er hervorragend alles was über Bauchers spätere Schaffenszeit bekannt ist.
Am interessantesten ist aus meiner Sicht die Idee der feststehenden Hand. Anstatt mit der Hand rückwärts zu wirken setzt er schwerpunktmäßig aushaltende Zügelhilfen ein, also das (kurzzeitig starre) fixieren der Zügelfaust auf der Stelle. Schon allein dieses innere Bild ist es wert das Buch zu lesen, da sich so viele weitere Probleme einfach in Luft auflösen: Sitz- und Haltungsfehler durch massive Handeinwirkung werden vermieden und auch pädagogisch ergeben sich keine unlogischen Folgen für das Pferd, da der Reiter gar nicht zu spät nachgeben kann. Anspruchsvoll und sicher nicht unstrittig, aber lesenswert!